"Das Männerhaus"
 


Ja, ich weiss. Solche Bilder lassen jedes Männerherz höher schlagen. Mir geht es nicht anders. Schon in meiner Kindheit besaßen wir zu Hause eine kleine Modelleisenbahn. Natürlich der Stolz meines Vaters, aber wir Jungs waren da noch zu jung um solch einen Schatz zu würdigen.
Zu meiner LEbensgeschichte gehört der frühe Tod mener Mutter. Sie starb, als ich 16 Jahre zählte, meine Brüder 15 und 11, wir vier, also meine Brüder und mein Vater, lebten in einem Haushalt. Meine Mutter war der Dreh- und Angelpunkt der Familie. Sie wartete mit dem Essen, wenn wir aus der Schule kamen, eine Mutter und Hausfrau, wiein den Sechsziger und Siebziger halt üblich. Vater ging arbeiten und brauchte dann seine Ruhe. Diese Konstellation führte dazu, das wir Jungs zu meinem Vater nie ein enges Verhältnis aufbauen konnten, wir lebten also in einer Nutzgemeinschaft.



Eines Tages gesellte sich mein Vater zu uns und meinte nur: "Kommt mal mit ins Wohnzimmer." Wir folgten ihm und trauten unseren Augen nicht, als wir auf dem Fußboden einen kleinen Kreis aus Eisenbahnschienen entdeckten, auf dem eine einsame Lokomotive ihre Bahnen zog.....
"So," meinte mein Vater. "Jetzt bauen wir gemeinsam uneren Speicher aus, machen ihn bewohnbar und dann Zimmern wir einen risen Tisch hinein und bauen da eine Modelleisenbahn auf." Diese wenigen Worte elektrisierten uns regelrecht.
Unser Dachboden war ein uraltes Überbleibsel vergangener Zeiten. Der Boden bestand aus Sparren, die mit einem Lehm-Strohgemisch bedeckt waren, man sah den blanken Dachstuhl mit den Schindeln. Den ganzen Sommer lang schleppten wir in Eimern den Lehm und die Sparren zwei Treppen runter in den Garten, verkleideten Dachstuhl und Boden mit Spanplatten, schliffen und strichen sie und dann fingen wir endlich an die Eisenbahn aufzubauen. Es folgten einige Jahre, in denen wir Winter wie Sommer unsere Freizeit miteinander verbrachten. Die Eisenbahn war eigentlich zur Nebensache geworden. Es war ein Gemeinschaftsprojekt. Wie es nur Männer hinkriegen.